Paduas Museen für Groß und Klein

Was macht man an langen grauen Winterwochenenden? Man kann endlich die vielen Museen erkunden, die man sich an strahlenden Sommertagen für eben solche Momente aufgehoben hat. Außer den zahlreichen Orten voller beeindruckender Fresken hat Padua und seine Umgebung auch noch ein paar andere sehenswerte Museen zu bieten. Hier gibt es einen kleinen Überblick über die, welche wir besucht haben.

Die angegebenen Kosten beziehen sich auf den Vollpreis, Stand Sommer 2019.

Musei civici agli Eremitani
MUSME – Museo di Storia della Medicina in Padova
Museo Antoniano
Museo di Geologia e Paleologia und weitere Uni-Museen
Museo della Padova ebraica
Die Museen der MircoMegaMondo
Museo di Storia Naturale di Venezia
Museo Internazionale della Maschera

Musei civici agli Eremitrani

Der städtische Museumskomplex verbindet seit 1985 die Museen für Archäologie und mittelalterliche und moderne Kunst im alten Eremitanerkloster sowie das Museum für angewandte Kunst und die Bottacin-Sammlung im gegenüberliegenden Palazzo Zuckermann. Auf dem Gelände liegt außerdem die von Giotto ausgemalte Cappella degli Scrovegni. Auch das Museum des Risorgimento im Café Pedrocchi gehört zum Komplex dazu, liegt aber etwas von den anderen beiden Gebäuden entfernt.

Während man im archäologischen Museum Vasen, Bodenmosaike und jede Menge alte Gemäuerreste anschauen kann, gibt es im Obergeschoss vor allem Gemälde mit christlichen Motiven zu entdecken. Hier finden sich natürlich zahlreiche Namen großer Meister wie Tintoretto, Giotto, Giorgione oder Canova. Neben großen und bedeutenden Werken kann man aber auch unterhaltsame und amüsante Bilder entdecken, so zum Beispiel eine Gemäldeserie mit der Darstellung eines Zwergenvölkchens.

Im Museum für angewandte Kunst im Palazzo Zuckermann können Kinder viele spannende Dinge entdecken: seidene Fächer mit kunstvollen Bemalungen, jede Menge kostbarer Schmuck, Möbelstücke wie aus einem Märchenschloss und eine echte Sänfte. Der Münzsammlung im Obergeschoss konnten wir persönlich nicht so viel abgewinnen. Dafür hat uns sehr die Skulpturensammlung gefallen, die auch für Kinder einige interessante Marmorstatuen bereithält.

Über die Scrovegnikapelle und das Museo del Risorgimento lest ihr mehr im Beitrag über Paduas Fresken.

Kosten:
Kombiticket Scrovegnikapelle, Hauptgebäude und Palazzo Zuckermann: 13€
Museen ohne Kapelle: 10€
Museo del Risorgimento im Café Pedrocchi: 4€

In den Wochen um den 13. Juni, dem Tag des Heiligen Antonius, veranstaltet die Stadt den Giugno Antoniano. In diesem Zeitraum ist der Eintritt in die Musei civici frei.

Faustino Bocchi: Ein Zwerg wird von den Kameraden aus einer Mausefalle gerettet

Wer Glück hat, kann vor Ort den Restauratoren bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Im Palazzo Zuckermann gibt es unter anderem kostbaren Schmuck zu bestaunen.

Ugo Zannoni, 1875: Knabe, sich den vom Hammer getroffenen Finger lutschend (Der Schmerz)
MUSME – Museo di Storia della Medicina in Padova

Die Medizinische Fakultät der Uni Padua kann auf eine lange und bedeutende Geschichte zurückblicken und gilt als eine der besten Italiens. Dementsprechend viel hat das Museo di Storia della Medicina in Padova zu bieten. Vor allem für Kinder sind die Themen gut aufgearbeitet. In kurzen, aber lebensgroßen Filmsequenzen erzählen historische Persönlichkeiten von der Geschichte der Medizin in Padua. An interaktiven Tischen können die verschiedenen Bestandteile des Körpers erkundet werden. Victoria begeisterte sich vor allem für die Touchscreens mit Quizaufgaben, auch wenn sie die medizinischen Fachbegriffe noch nicht einmal auf Deutsch kannte. Für einen gewissen Gruselfaktor sorgen diverse konservierte Körperteile und gefährlich aussehende chirurgische Instrumente von vor 200 Jahren. Richtig Angst bekamen die Mädchen allerdings vor dem riesigen Körper, der im Erdgeschoss auf dem Boden liegt und redet. Er erzählt Interessantes über seinen Körperaufbau, während die entsprechenden Bestandteile auf seine Oberfläche projiziert werden. Der überdimensionale Körper kann am besten vom Obergeschoss aus betrachtet werden. Eigentlich für Kinder super spannend gemacht, aber Victoria und Valentina fanden das eher gruselig. Leider auch nichts für sie war die für mich sehr interessante Sonderausstellung zu Paduas wichtiger Stellung als Kriegsversorgungszentrum im Ersten Weltkrieg.
Vielleicht ist nicht jeder Teil des Museums für zimperliche Kinder geeignet, ein Besuch lohnt sich aber allemal.

Kosten: 10€

https://www.musme.it/

Digitale interaktive Stationen kommen bei Kindern besonders gut an.

Operationswerkzeuge, die eher wie das Inventar eines Handwerkers aussehen.

Ein kritischer Blick vom oberen Stockwerk auf den riesenhaften Körper.
Museo Antoniano

Zum Komplex der Antoniusbasilika gehört nicht nur der eindrucksvolle Kirchenbau und ganze vier Kreuzgänge, sondern auch noch das Oratorio di San Giorgio und die Scuola del Santo mit sehenswerten Freskenzyklen (mehr dazu hier) und schließlich das Museo Antoniano. Das Museum teilt sich ich zwei Bereiche auf. Zum einen kann man zahlreiche Zeugnisse jahrhunderterlanger Heiligenverehrung und Volksfrömmigkeit sehen. In der Ausstellung zeigt sich die Tiefgründigkeit des Glaubens im Alltag der Menschen. Wenn bei Unfällen oder Krankheiten der Heilige Antonius angerufen wurde und Rettung oder Heilung eintrat, wurde das Wunder häufig auf Votivbildern verewigt. Zur Dankbarkeit opferten Gläubige ihre langen Zöpfe, Kinder wurden in ein Franziskanerhabit gesteckt. Ungezählt sind auch die herzförmigen Votivgaben mit der Aufschrift „Per grazia ricevita“ („Für die erhaltene Gnade“), die Gläubige übrigens auch heute noch ihren angerufenen Heiligen stiften.
Der zweite Teil des Museums ist Gegenständen gewidmet, die im Laufe der Jahrhunderte für die Basilika und den dazugehörigen Orden hergestellt oder ihnen geschenkt wurden: kunstvoll bestickte Messgewänder, mit Edelsteinen besetzte Bibeln und Weihrauchfässer, Skulpturen und Gemälde, unter anderem von Mantegna und Tiepolo.

Kosten:
Kombiticket Museo Antoniano, Oratorio di San Girogio und Scuola del Santo: 7€

https://www.santantonio.org/it/ba-category-archive/musei-del-complesso-della-basilica

Museo di Geologia e Paleologia und weitere Uni-Museen

Das Geologiemuseum gehört zur Universität und ist kostenlos zugänglich, allerdings nur an vier Tagen der Woche. Im Untergeschoss gibt es vor allem Gesteine, Fossilien von Schnecken oder Muscheln und viele versteinerte Pflanzen zu sehen. Oben wird es vor allem für Kinder dann deutlich spannender: von kleineren Skeletten und jeder Menge versteinerten, lustig geformten Fischen gelangt man zu immer größeren Skelettexemplaren. Der Säbelzahltiger und das Mammut haben schon kräftig beeindruckt. Kleine Mäuse- oder Siebenschläferskelette fanden die Mädchen dagegen richtig niedlich. Schön waren auch die Vergleiche von Knochen oder Schädeln heutiger Tierarten mit denen ihrer urzeitlichen Vorgänger.

https://www.musei.unipd.it/it/geologia/visite

Ebenfalls zur Universität gehört das Museo della zoologia. Dort befinden sich zahlreiche ausgestopfte Tiere, was für die Mädchen noch spannender gewesen wäre als die Skelette.
Leider ist das Museum seit einiger Zeit nicht mehr für Besucher zugänglich.

Dafür gehören noch viele weitere Museen zum Centro per i Musei Università di Padova. Es handelt sich um kleinere und sehr themenspezifische Museen, zum Beispiel zu Astronomie, Schulgeschichte oder Mineralien. Viele davon können auch für Kinder sehr spannend sein.

Hier gibt es einen Überblick über die Museen der Universität:
https://www.musei.unipd.it/it

Kosten: einige Museen sind kostenfrei, andere haben unterschiedlich hohe Eintrittspreise oder sind derzeit gar nicht für Besucher geöffnet.

Museo della Padova ebraica

In der ehemaligen deutschen Synagoge der Stadt befindet sich heute das jüdische Museum. Es liegt mitten im Stadtzentrum in einer Seitenstraße direkt neben der Piazza delle Erbe. Hier in diesen Gassen befand sich das Ghetto Paduas mit noch einer weiteren Synagoge.
Im Museum werden unter anderem Gegenstände aus den Synagogen, Kleidungsstücke und Gebetsrollen ausgestellt. Wer Zeit mitbringt, kann sich auch einen 45minütigen Dokumentarfilm über einige wichtige Persönlichkeiten der jüdischen Geschichte Paduas ansehen. Außerdem ist es möglich, sich die zweite Synagoge eine Seitengasse weiter anzusehen. Sie wurde im 16. Jahrhundert erbaut und wird heute noch genutzt.
Direkt neben dem Eingang zum Museum befindet sich links ein Teppichladen. In dessen Keller sind die ältesten Teile der Synagoge verborgen: alte Säulen sowie steinerne Becken für Reinigungsrituale. Der Keller ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.

In den Straßen des Ghettos und im Stadtzentrum können aufmerksame Spaziergänger einige Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig finden, so zum Beispiel vor dem Haupttor des Unigebäudes Palazzo del Bo. Sie erinnern an Opfer des Nationalsozialismus.

Kosten: 8€ Museum, 10€ Museum und Synagoge

https://www.coopculture.it/heritage.cfm?id=192

Blick in die noch heute genutzte Synagoge

Die „Stolpersteine“ vor dem Museum
Die Museen der MircoMegaMondo

Sehr beliebt bei den Kindern Paduas und auch häufiges Ziel von Schulausflügen sind die beiden Insektenmuseen Esapolis und Casa delle Farfalle e Bosco delle Fate, von denen wir nur Letzteres besucht haben.

Im Esapolis kann man zahlreiche Insekten und Spinnen sowie einige Aquarien entdecken. Das Museum bietet spannende Workshops an und auch der normale Museumsbesuch wird durch Experimente und Mitmachstationen aufgepeppt.

Über das Schmetterlingshaus mit Feengarten habe ich hier bereits ausführlich berichtet.

Kosten: Esapolis und Schmetterlingshaus jeweils 9€

https://www.micromegamondo.com/it

Museo di Storia Naturale di Venezia

Unbedingt empfehlenswert ist das Naturkundemuseum in Venedig. Nach einer halbstündigen Fahrt mit dem Zug von Padua in die Lagunenstadt kann man in zehn Minuten direkt zum Museum laufen und spart sich so die sehr teuren Vaporetti-Tickets.

Im Eingangsbereich des Museums wird man direkt von beeindruckenden Wal-Skeletten begrüßt. Das wird aber direkt noch getoppt durch ein vollständiges Ouranosaurus-Skelett zu Beginn des Museumsrundgangs. Damit steigt man in das erste mehrerer Abteilungen ein: anhand von Fossilien, Skeletten und Höhlenfunden wird sehr anschaulich der Werdegang des Lebens dargestellt.

Weiter geht es mit einer ethnologisch-afrikanischen Sammlung, traurig-schaurigen Exponaten früherer Wildtierjagten und der inszenierten Ausstattung einer Kunst- und Wunderkammer. Die Gesteins-, Pilz- und Pflanzensammlungen waren dann für meine Kinder weniger interessant. Die schiere Masse an Krebstieren, Fischen, Vögeln und schillernden Insekten konnte sich aber sehen lassen.

Im dritten Teil des Museums geht es dann um verschiedene Anpassungs- und Überlebensstrategien in der Natur. Wie bewegen sich Tiere auf unterschiedliche Weise fort? Warum gibt es Pflanzen-, Fleisch- und Allesfresser? Wie vermehren sich verschiedene Lebewesen? Dabei sind die Exponate nicht nur spannend anzusehen, man lernt auch jede Menge dazu.

Das gesamte Museum verfolgt eine moderne Konzeption und ist museumsdidaktisch gut ausgestattet. Besonders gelungen ist der Raum zur Unterwasserwelt, in dem man das Gefühl bekommt, selber inmitten von Haien, Pinguinen und Fischschwärmen herumzuschwimmen.

Kosten: 8€

https://msn.visitmuve.it/

Museo Internazionale della Maschera

Außerhalb von Padua im Kurort Abano Terme zu Füßen der Euganeischen Hügel liegt das Maskenmuseum der Familie Sartori. Darauf gestoßen bin ich durch meine Vorlesung zur Theater- und Schauspielgeschichte, in der wir unter anderem über die Maskenkünstler Amleto und Donato Sartori gesprochen haben. Der Künstler Amleto widmete sich schon früh der Herstellung und Erforschung von Masken, insbesondere derer der Commedia dell’Arte. Sein Sohn Donato folgte ihm auf diesem Weg. Die beiden Künstler fertigten unter anderem die Masken der sehr erfolgreichen Inszenierung Giorgio Strehlers des „Diener zweier Herren“ in Mailand und die des Literaturnobelpreisträgers Dario Fo an. Im Museum sind in erster Linie Masken aus der eigenen Werkstatt zu sehen, darüber hinaus aber auch historische Masken aus verschiedenen Kulturkreisen und weitere Werke der beiden Sartori.

Kosten: 7€

http://www.sartorimaskmuseum.it/

(Da das Fotografieren im Museum nicht erlaubt war, habe ich diese Fotos direkt der Museumswebsite entnommen.)

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