Nach der intensiven Vorlesungszeit finden die Prüfungen oft erst viele Wochen nach der letzten Sitzung statt.
Aus meiner Heimatuni bin ich vor allem schriftliche Prüfungen gewöhnt. Findet doch mal eine mündliche Prüfung statt, bekommt jeder eine genaue Zeit zugeteilt, zu der er dann beim Prüfer erscheinen muss. Das läuft hier anders ab. Fast alle Prüfungen sind – zumindest in den Geisteswissenschaften – mündlich. Dafür gibt es eine Uhrzeit am Morgen, zu der alle Teilnehmer aufschlagen. Es wird eine Reihenfolge festgelegt und man ist vielleicht erst in zwei Stunden oder am Nachmittag dran – oder am nächsten Tag. Dann heißt es rumsitzen, warten und sich nicht verrückt machen. Nochmal nach Hause fahren macht oft keinen Sinn, denn leider hat man immer noch keine genaue Zeit. Es kann gut sein, dass sich die vorherigen Prüfungen in die Länge ziehen. Oder man rutscht in der Warteliste nach vorn, weil ein anderer Student spontan noch abspringt und lieber zum nächsten Prüfungstermin wiederkommt. Das ist hier nämlich überhaupt kein Problem. Pro Prüfung gibt es mehrere Termine, auch im nächsten Semester. Man kann die Prüfung auch mehrmals machen, bis man ein zufriedenstellendes Ergebnis hat – kein Problem!
Während man dann also darauf wartet, dass man an der Reihe ist, sitzt man mit den anderen nervös wartenden Studenten direkt mit im Prüfungsraum. Die esami sind öffentlich. Alle hören zu, sofern sie nicht noch schnell versuchen, sich die letzten Fakten ins Gehirn zu pressen. Ist man dann selber an der Reihe, fühlt man sich in alte Schulzeiten zurückversetzt, wenn man im Unterricht weggedöst ist und plötzlich vor der ganzen Klasse an die Tafel muss. So schlimm ist es dann aber nicht. Die Dozenten fragen im Plauderton nach diesem und jenem Thema und fügen auch mal selbst eine Info hinzu, an die man dann gut anknüpfen kann. Allerdings habe ich auch schon erlebt, wie eine Prüferin einfach ihr Handy zückt und sagt: „Ich muss hier kurz was beantworten. Reden Sie ruhig weiter, ich höre zu.“ um kurz danach einfach ein paar Minuten vor der Tür mit einem Kollegen zu Reden und mich mitten in der Prüfung sitzen zu lassen. Das fand ich nicht gerade höflich.
Bisher bin ich in den mündlichen Prüfungen aber immer ganz gut weggekommen. Ob das an meinem Erasmus-Status liegt oder mir da ein Kinderbonus zuspielt? Sicherlich ein bisschen. Die italienischen Studenten haben sich allerdings ebenfalls alle gut geschlagen. Vielleicht haben die aber auch einfach ordentlich gelernt.
Während die Studenten im Lesesaal der prächtigen Biblioteca Maldura lernen, werden sie kritisch von der Dame am Fenster beäugt.
Die Bibliothek kann man auch mal unauffällig besichtigen – das lohnt sich! Mehr Infos dazu hier