„Tut mir leid, da weiß ich überhaupt nicht, wie man am besten vorgeht.“
„Entschuldigung, so einen Fall hatten wir noch nie.“
„Ich kann Ihnen leider auch nicht sagen, welche Regeln da greifen.“
Solche Antworten bekam ich immer wieder, wenn ich versuchte herauszufinden, ob Victoria in Italien in die Schule gehen muss.
Sie ist ein sogenanntes „Kann-Kind“. Das heißt, da sie mitten im Sommer Geburtstag hat, kann sie nach der sächsischen Schulpflicht in diesem Jahr eingeschult werden und wäre dann die Jüngste in der Klasse. Oder sie kann noch ein Jahr warten und würde dann mit sieben als Klassenälteste in die Schule starten. In Italien werden dagegen alle Kinder eingeschult, die irgendwann im Laufe des Kalenderjahres sechs Jahre alt werden. Wer erst im Dezember Geburtstag hat, wird also auch im September mit noch fünf Jahren eingeschult. So etwas wie eine „Kann-Übergangszeit“ gibt es hier nicht.
Also musste ich rausfinden, wie es überhaupt mit der Kita- und Schulanmeldungen laufen soll – im Sächsischen Schulamt, in der Italienischen Botschaft oder den Behörden und Schulsekretariaten in Padua. Bei so einem eher ungewöhnlichen Fall konnte mir auch das Akademische Auslandsamt oder das Erasmusamt der Uni nicht weiterhelfen. Besonders schwierig war vor allem, erst einmal herauszufinden, welche Schulpflichtregelungen für Victoria gelten würden, die Sächsische oder die der Region Venetien, in der Padua liegt.
Für die deutsche Schule wäre Victoria bereits absolut reif gewesen. Trotzdem überlegte ich zwischendurch, ob ich ihr in der Fremde nicht noch ein entspanntes Kita-Jahr zusammen mit Valentina gönnen sollte. Tatsächlich konnte ich nach vielen Anrufen und Emails herausfinden, dass für sie die sächsische Schulpflicht gilt, da unser Hauptwohnsitz in Dresden bestehen bleibt. Das Kita-Jahr wäre also theoretisch gegangen. Bei italienischem Wohnsitz wäre die Schulpflicht dagegen unumgänglich gewesen. Weil ich für Victoria aufgrund des Alters aber in keiner Kita mehr einen Platz bekommen hätte und alle ihre Altersgenossen schon in die Schule gehen würden, entschied ich mich letztendlich gegen die Kita.
Nun ging es an die Suche nach geeigneten Schulen. Die Kitas für Kinder von 3 bis 5 Jahre heißen hier übrigens auch scuola, Schule, was anfangs für Verwirrung sorgte wenn ich sagte, dass beide in die Schule gehen.
Google Maps verriet mir, wo meine Unigebäude waren (alle im historischen Stadtzentrum) und nun schaute ich mir die Lage jeder einzelnen Schule der Stadt an. Listen der Schulen gab es im Internetauftritt der Stadt. Aus finanziellen Gründen kamen nur staatliche oder kommunale Schulen in Frage, außerdem sollten sie möglichst nah am Zentrum, aber nicht im Zentrum liegen, sondern in einem Wohnviertel. Am Wichtigsten war aber, dass beide Schulen so nah wie möglich beieinander lagen, um mir weite Wege zu ersparen. Letztendlich fand ich dann genau ein ideales Gebäude, in dem Grundschule und Kindergarten vereint waren.
Die Anmeldung selbst war letztendlich nicht so kompliziert. Die Fristen dafür lagen schon im Januar und waren über die Stadtwebsite einsehbar. Die Grundschule musste ich über ein Internetportal der Stadt anmelden. Für Valentinas Kita-Platz gab es stattdessen mehrere Formulare auszufüllen, die ich dann per Mail einschickte. Für beide konnte ich unter verschiedenen Betreuungszeiten wählen. In der Grundschule gibt es keinen extra Hort, sondern es verlängert sich einfach die normale Schulbetreuungszeit, wenn man die höhere Stundenanzahl wählt. Außerdem musste ich angeben, ob Religionsunterricht gewünscht ist – auch für Valentina. Der ist hier natürlich katholisch, die Alternative wäre so etwas wie Ethik.
Eine Adresse in Italien brauchte ich für die Anmeldung erst einmal nicht. Wichtig waren dafür aber auch bei dieser bürokratischen Angelegenheit unsere codici fiscali, die Steuernummern, die ich bereits im Vorfeld bei der italienischen Botschaft angefordert hatte. Und auch diesmal bekam ich Unterstützung einer italienischen Freundin in Dresden. Chiara übersetze mir Schulrecht-Paragraphen, rief in Bildungsämtern und Institutssekretariaten an und half mir beim Anmeldebogen. Danke dafür!
Als Anmeldebestätigung erhielt ich dann jeweils nur eine kurze Mail, aber da reichte mir. Weitere Fragen zu Schule und Kita wurden mir anschließend immer mit einem freundlichen aber bestimmten „Das klären wir dann im September.“ beantwortet, und somit hakte ich das Thema bis zur Anreise erstmal ab.
Schulanmeldungen erfolgreich geschafft, damit war der erste große Organisationsschritt abgehakt.