An die Stifte, fertig, los! Doppelter Schulanfang

Victoria war im letzten Schuljahr ein stolzes Vorschulkind. Sie ist für ihr Alter zwar noch ziemlich klein und musste deswegen ab und zu zurückstecken. Nach dem „Wassergewöhnungskurs“ kam sie zum Beispiel nur mit dem Froschabzeichen nach Hause anstatt wie die meisten mit dem Seepferdchen. Trotzdem freute sie sich sehr auf die Schule und las schon im Frühling heimlich im Bett die ersten Bücher.  Die normale Schulanmeldung in Deutschland findet fast ein Jahr vor Schulbeginn statt, eher als die Anmeldungen in Italien. Und da Victoria ja nach sächsischem Schulgesetz schulpflichtig war, musste ich sie so oder so erst einmal in Dresden anmelden. Das klappte alles problemlos und die Schulleitung war sehr aufgeschlossen unserem Vorhaben gegenüber. Victoria hat nun ihren Platz in der Dresdner Schule sicher und kann nächstes Jahr direkt in ihre zweite Klasse einsteigen.

Ihr Leben als Zuckertüte war kurz. Nun fristet sie ein Dasein als Kuscheltüte.
Schulanfang Nr. 1

Victoria musste auch in Dresden schon ihrer Schulpflicht nachkommen. Das machte die Schulleiterin gleich deutlich, weil die Schule in Deutschland einen Monat früher begann als in Italien. Sie wurde nur eine Woche für den Umzug freigestellt, anschließend musste ich ihren Schulbeginn in Padua mit einer Schulbescheinigung nachweisen. Das hieß konkret: Victoria bekam in Deutschland eine ordentliche Schuleinführung mit Theaterstück und Zuckertütenfest am Samstag in der Schule, einem kleinen Fest zu Hause, Fotografenbesuch in der Klasse und unzähligen Zuckertüten von Omas und Freunden. Dann besuchte sie drei Wochen lang die Schule, lernte ihre Lehrerin und ihre Klasse kennen, lernte das Arbeiten mit der Fibel und der Anlauttabelle und entdeckte das Hortsystem mit seinen vielen Angeboten. Kaum hatte sie sich dort eingelebt, ging unsere Reise los und sie musste ihre Klasse wieder verlassen. Das war natürlich schade, aber ich bin sehr froh, dass sie diese erste Zeit noch erlebt hat. Damit wird der Wiedereinstieg nach dem Jahr nicht so schwierig. Ihre Klassenlehrerin ist sehr kooperativ. Sie hat uns alle Schulmaterialien mitgegeben und ab und zu schaut Victoria tatsächlich in die Fibel oder das Mathebuch und löst ein paar Aufgaben. Außerdem gibt es einen regen Austausch mit der Klasse mit Fotos vom Klassenausflug aus Dresden und Fotos von unseren Erlebnissen hier.

Nun war immer die Frage, wie der Schulanfang denn in Italien aussieht und ich kann sagen: wesentlich unspektakulärer.

Schulanfang Nr. 2

Die Schule begann an einem Mittwoch Morgen. Die Erstklässler versammelten sich alle mit ihren Eltern im Foyer der Schule. Es gibt zwei erste Klassen mit je zwei Hauptlehrerinnen. In den ersten zwei Wochen werden jedoch alle Kinder grüppchenweise immer wieder neu gemischt, um sie kennenzulernen und die Klassen später sinnvoll aufteilen zu können. Das heißt, am Anfang waren erst einmal alle vier Lehrerinnen für alle Kinder zuständig und es gab nicht die eine Klassenlehrerin (maestra.).

Victorias Schule. Als erstes interessierte die Kinder, was da für Fahnen über der Tür hängen: Europa, Italien, Venetien.

Nun standen wir also im Foyer herum. Alle redeten wild durcheinander, es wirkte zum Teil ziemlich unstrukturiert. Die Lehrerinnen waren selber aufgedreht und sagen laut ein Begrüßungslied. Dann ging es in die Turnhalle, wo die vier maestre ein Theaterstück vom kleinen Flugzeug Attila auf dem Weg ins Land Scuolapoli (von scuola = Schule) vorspielten. Und anschließend ging die Klasse nach oben. Das Ganze dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Keine Zuckertüten oder irgendwelche anderen Geschenke, kein Fotograf.

Während dieser Begrüßungsrunde wurde Victoria so richtig bewusst, dass sie kein Wort verstand und sie wollte erst gar nicht mit hoch gehen. Aber bereits beim Abholen berichtete sie mir stolz, wie sie einfach durchs Zuschauen gut mitkam und sich durch Gestik verständigen konnte.

Die ersten drei Tage bis zum Wochenende waren dann quasi die Eingewöhnungszeit und statt wie gewöhnlich um 4 war schon halb 1 Schluss. In der Woche danach ging es dann richtig los. Und wie der Schulalltag seitdem aussieht, erfahrt ihr im nächsten Text.

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